The Words That Were Missing
01.05. – 12.06.2021
MCLAUGHLIN freut sich, Grada Kilomba erste Einzelausstellung in Berlin mit neuen Arbeiten präsentieren zu dürfen. Kilomba interpretiert in ihrem Werk uns vertraute klassische Heldensagen neu, deckt koloniale Beziehungen auf und stellt unseren Umgang mit Sprache und den darin systemisch verborgenen Geschlechterrollen radikal infrage. Mit der Ausstellung »THE WORDS THAT WERE MISSING« setzt sie ihre hochaktuelle und eindringliche Hinterfragung unserer geschlechtsspezifischen und sozialen Machtstrukturen fort, die in unserer Geschichtsschreibung und den verschiedenen Sprachen impliziert sind.
»Was ist eigentlich die wahre Geschichte hinter der Geschichte? Was passiert, wenn Geschichte verfälscht erzählt wird? Wie prägen uns die bis in die Antike zurückreichenden Bilder und Sagen in der Gestaltung unsers Lebens im Hier und Jetzt? Was passiert, wenn wichtige Teile der Geschichte fehlen?«
Es ist Zeit, die Geschichte zu erzählen, in Ton, Bild und Form. So behutsam wie präzise deckt Grada Kilomba die nicht artikulierten Worte, die unterdrückten Gefühle, die archaischen Strickmuster auf und formt daraus die neue Geschichte, die es dringend wert ist, erzählt, gezeigt und geformt zu werden. »Und was, wenn unsere Geschichte von zyklischer Gewalt heimgesucht wird, gerade weil sie nicht richtig begraben wurde?«, fragt Grada Kilomba.
In ihrer neuen Serie fotografischer Arbeiten »Heroines, Birds and Monsters« (2020) fängt Kilomba sorgfältig die Komplexität der Charaktere aus ihrer Video-Trilogie
»A World of Illusions« (2019) ein. Verkörpert durch eine weibliche Schauspielerin inszeniert Kilomba mit nur wenigen Requisiten im komplett weißen Raum den Moment, in dem Kreon – in der griechischen Mythologie König von Theben und bekannt durch die Ödipussage und Sophokles’ Antigone – auf ein schwarzes Tuch blickt, welches ein Begräbnis darstellt. Kreon erkennt am Ende seiner immensen Leidensgeschichte, dass sich Gewalt stets wiederholt, wenn Geschichte gefälscht überliefert wird.
Kilomba erläutert: »Ich wollte die weiblichen Charaktere einfangen, die diese komplexe Geschichte von zyklischer Gewalt und Unterdrückung verhandeln. Sie verkörpern die Heldinnen, die Vögel und die Monster. Die skulpturalen Momente offenbaren die Intensität dieser Verhandlung.«
Grada Kilomba, international bekannt als interdisziplinäre Künstlerin und Autorin, wurde 1968 in Lissabon geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Bekannt für ihr feinfühliges und gleichzeitig hemmungslos präzises Schreiben und den unkonventionellen Einsatz künstlerischer Praktiken, erschafft Kilomba einen hybriden Raum zwischen akademischen und künstlerischen Sprachen, indem sie ihren Texten durch inszenierte Lesungen, Performances, Installationen und Videos ihren Körper, ihre Stimme und ihr Bild verleiht. Schonungslos und poetisch schön, legt Kilomba den Finger auf die Wunden unserer Zeit, führt uns die nicht gesprochenen Gefühle, die nicht artikulierten Emotionen, unsere tiefsten Bedürfnisse und Hemmungen vor Augen.
»Wer kann sprechen?«, »Wovon können wir sprechen?« und »Was passiert, wenn wir sprechen?« sind drei konstante Fragen in ihren Arbeiten, in denen die Künstlerin einzigartige Bilder schafft, um die Konzepte von Wissen, Macht und Gewalt zu dekonstruieren.
Kilomba promovierte mit Auszeichnung in Philosophie an der Freien Universität Berlin und hat an mehreren internationalen Universitäten gelehrt, zuletzt als Gastprofessorin an der Humboldt-Universität Berlin zu ihrer Arbeit »Performing Knowledge«. Mit ihrer künstlerisch-politischen Interventionsreihe »Kosmos2« am Maxim Gorki Theater (2015-2017) hat sie die Stadt und den Diskurs nachhaltig geprägt.
Die Arbeiten von Grada Kilomba wurden mehrfach international ausgestellt, u.a. bei der XIII. Biennale de Lubumbashi (2019), der 10. Berlin Biennale (2018), der Documenta 14 (Kassel, 2017), der 32. Biennale São Paulo (2016) sowie in Museen wie z.B. ARoS Art Museum, Aarhus (2021), MUAC - Museo de Arte Contemporanea, Mexico City (2021), Bozar Art Museum, Brüssel (2021), Museum of Art and Photography, Tokyo (2020), Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen (2020), Bildmuseet Umeå, Sweden (2019), e-flux, New York (2019), Kadist Art Foundation, Paris (2019), Pinacoteca de São Paulo (2019), The Power Plant, Toronto (2018), MAAT, Lissabon (2017), Maxim Gorki Theater, Berlin (2017) und Wits Theater, Johannesburg (2016). Ihre Arbeiten befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen weltweit, darunter Hessel Museum of Art, New York; Calouste Gulbenkian Museum, Lissabon; Tate Modern, London, u.a.
Grada Kilomba
*1968
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